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Gemeinderat, 29.03.2017

Unsere Fraktionserklärung zur Bilanzsitzung der ZF:
Achim Brotzer für die CDU

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Es gilt das gesprochene Wort: Fraktionserklärung


Sehr geehrter Herr Dr. Sommer,
sehr geehrter Herr Professor Behr,
sehr geehrte Herren des Vorstands und Vertreter des Aufsichtsrates,
Sehr geehrte Herren Bürgermeister,
Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates,

herzlichen Dank für die Erläuterungen zum Geschäftsbericht 2016, der in diesem Jahr die Überschrift trägt: "STÄRKE ZUM WANDEL".

Stärke und zugekauftes Wachstum sind kein Selbstzweck. „Stärke nutzen“ um „Wandel zu gestalten“ heißt für ZF vielmehr - ich darf Herr Dr. Sommer aus Ihrem Vorwort im Geschäftsbericht zitieren -„den Umbruch in der Automobilbranche nicht nur zu begleiten, sondern zu gestalten.“ Bezeichnenderweise steht „WANDEL AKTIV GESTALTEN“ dabei nicht nur für das Thema der gelingenden TRW-Integration sondern die gesamte ZF-Strategie „2025“.

Das Geschäftsbericht-Leitmotto „Stärke zum Wandel“ – unterstreicht das Ziel und Anspruch: Mit allen Herausforderungen der atemberaubenden Entwicklung nicht nur Schritt halten sondern darüber hinaus die Zukunft im Bereich Mobilität und Transport aktiv zu beeinflussen, mitzugestalten. DAS ist ein hoher Anspruch. Ein ambitioniertes Ziel: ZF soll Systemanbieter, Technologie- und Kostenführer auch in den von den Megatrends der Digitalisierung, Künstlichen Intelligenz und Elektrifizierung geprägten Zukunftsgeschäftsfeldern hin zu automatisierter, emissions- und unfallfreier Fahrzeugtechnik werden. ZF will - und wird - DIGITALER und unabhängiger werden.

Die ZF-„Zahlen“ 2016 ( Konzernabschluss ):

Schon der Umsatzsprung auf 36,2 Milliarden Umsatz in 2016 - von 18,4 Milliarden EUR in 2014 - macht deutlich, was mit „Stärke“ gemeint ist: Doppelter Umsatz - Massive Marktbedeutung. Dass nicht nur TRW sondern auch ZF classic mit der Division Industrietechnik und der Sparte „Windkraft-Antriebstechnik“ ein Umsatzplus von 16,7% aufweist, zeigt: Die Strategie „Windkraft“ war und ist richtig. Trotz manch unberechenbarer politischer Rahmenbedingungen.

Hier wie auch im Stiftungsrat haben Sie uns erläutert, Herr Dr. Sommer: „ZF ist auf Kurs, erfolgreich und profitabel. Gestärkte Finanz- und Ertragslage bei erfolgreicher Integration von TRW. Alles in allem ein starkes Bild.“

Die überzeugend Schlaglichter sind:

• Operatives Gesamtergebnis vor Steuern auf 1,61 Milliarden gesteigert (Vorjahre: 1,1 Milliarden, davor 897 Millionen),

• Konzerngewinn nach Steuern 924 Millionen EUR (Vorjahr 1.019 Millionen),

• Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung auf 1,98 Milliarden gesteigert (Vorjahr: 1,3 Milliarden),

• Mitarbeiteranzahl bei 136.000 weltweit (Vorjahr 138.000, davor 71.000), wovon allein 14.550 Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung tätig sind.

• Investitionsvolumen auf hohem Niveau bei 1,2 Milliarden EUR allein in Sachanlagen (Vorjahr 1,3 Milliarden).

• Das Ziel, die Verschuldung aus der Akquisition ZF TRW zügig zurückzuführen, wurde auch in 2016 konsequent verfolgt und - rascher als geplant - umgesetzt: Fast 1,5 Milliarden Euro Schulden allein in 2016 getilgt. Ziel ist, Ende 2017 die Netto-Schulden auf ein Niveau unterhalb des jährlichen ‚EBITDA‘ zu fahren.

• Die Eigenkapitalquote hat sich dementsprechend von 19% auf 21% erhöht. Entsprechend angehoben wurden die Unternehmens- und Anleiheratings durch ‚Moody’s‘ (Ba bei positivem Ausblick) und ‚Standard & Poor’s‘ (BB+ bei stabiler Ausblick). Geplante Tilgungen der kommenden Jahre sollen dies zum anzustrebenden „Investment Grade“ verbessern.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2016, Umsatzrendite:

Gemessen an zunehmend unberechenbaren Rahmenbedingungen und entsprechend herausforderndem Marktumfeld ist die ZF-Umsatzrendite bezogen auf das operative Ergebnis mit 4,6% (1,6 Mrd,/35 Mrd) gegenüber 3,7% in 2015 positiv zu werten, es schließt damit zum Niveau von 2015 auf (4,9%). ZF will künftig noch höher in Richtung 6% liegen, jedoch Sie haben – Herr Dr. Sommer - die Zielrendite öffentlich ganz bewusst nicht ausbuchstabiert. Es geht Ihrer einleuchtenden Aussage nach „nicht darum, die Rentabilität von Jahr zu Jahr zu steigern, sondern vor allem weiter in Technologien zu investieren“, was das Ergebnis naturgemäß beeinflusst. ZF will das F&E-Budget parallel zum Wachstum bei grds. rund 5 Prozent des Umsatzes halten. Das Fünffache - 30% - investieren High-Tech-Softwareunternehmen wie NVIDIA, APPLE und MICROSOFT. Ein hinkender Vergleich, weil diese keine eigenen teuren Werke haben. Demgegenüber besteht für ZF die

Herausforderung

darin, zwei Welten zusammenzubringen und in Balance zu halten: Auf der einen Seite die herkömmliche, getaktete Welt der Fabrikproduktion, die teure Investitionen schluckt – und auf der anderen Seite eine Welt, in der es gilt, mit extrem schnellen und flexiblen Unternehmen Schritt zu halten, die sich ausschließlich um neue digitale Themen kümmern. Eine immer schnellere globale Technologielandschaft bewirkt tiefgreifende Veränderungen nicht allein aber INSBESONDERE und gerade auch in der Automobilindustrie.

Nicht von ungefähr betont der Geschäftsbericht 2016 den „Wandel“ und verwendet wie schon 2015 den Begriff „Umbruch“. Im Umbruch von traditionellen Geschäftsmodellen nebst entsprechender Unternehmenskultur in Industrie und Fertigung hin zu dynamisch-innovativen digitalen Geschäftsmodellen mit entsprechend agiler softwarebasierter Kultur stellt ZF TRW als produzierendes Unternehmen eindrucksvoll die Weichen, um seine tragenden Geschäftsmodelle um die digitale Dimension zu erweitern. Und wie im Brennglas ließ sich in 2016 verfolgen, wofür die beiden

neuen Divisionen

Aktive & Passive Sicherheitstechnik‘ – ehemals ‚TRW Automotive‘ – und ‚e-mobility‘ als Beispielgeber stehen: Für Geschäftsfelder mit digitalem softwarebasierten Umfeld. Ganz nach dem Integrationsmotto „The Power Of ²“ – das Beste aus zwei Welten, gleichbedeutend mit intelligenter digitaler Innovation bei bewährter Exzellenz in Ingenieurskunst und Mechanik. In der letztjährigen Bilanzkonferenz haben sie - Herr Dr. Sommer - die „Notwendigkeit der Wettbewerbsfähigkeit“ betont, „um gegenüber den maßgeblichen Wettbewerbern (wie Bosch und Conti) nicht ins Hintertreffen zu geraten, sondern in Richtung Augenhöhe zu kommen“. Dieses Ziel bleibt nach wie vor maßgebend: Und Sie haben – Herr Dr. Sommer - haben dabei drei Schlaglichter betont und deutlich gemacht:

Erstens MUT, zweitens FLEXIBILITÄT und drittens SCHNELLIGKEIT.

Mut beweist ZF darin,

sich dem Wandel entschlossen zu stellen und konsequent die Chancen zu suchen: Ein Dreiklang gibt das Leitprinzip in greifbarerer Weise wieder. „SEE –THINK-ACT“ hat für Furore gesorgt. ZF liefert die SENSORIK als Augen, die SOFTWARE als Gehirn und auch die notwendigen Muskeln zur direkten Umsetzung in automatisierten Antriebs-, Brems-, Lenk- und Fahrwerksystemen.

ZF beweist darüber hinaus MUT,

neue Ideen, Produkte, Dienstleistungen, Werte und Denkweisen auszuprobieren und anzunehmen: Wer an ZF denkt, denkt nicht mehr nur an Mechanik und Getriebe. Die Stichworte allein aus dem Nutzfahrzeugbereich lauten

• elektrisch angetriebene ZF-Busportalachse, Leichtbauteile aus GfK,

• 8-Gang-Automatikgetriebe für kleine LKW’s bis zu 12 Tonnen und

• „Evasive Maneuver Assist (EMA)“, ein Assistenzsystem, das jeden LKW befähigt, einem plötzlichen Hindernis nicht nur selbstständig auszuweichen sondern auch noch sicher abzubremsen, ein vielbeachtetes ZF-Highlight veranschaulicht im „Acryltruck“ auf der Nutzfahrzeug IAA 2016.

• Das High-End LKW-Getriebe TRAXON verfügt über GPS-Anbindung und intelligente Schaltstrategie. Aktuelle Erfolgsmeldung dazu: FOTON, einer der größten Nutzfahrzeughersteller im chinesischen Markt, greift erstmals darauf zurück.

Und MUT heisst zum Dritten:

In konsequenter Umsetzung der Digitalisierungsstrategie stellt ZF seine Innovationsbereitschaft und -fähigkeit unter Beweis. Das heißt manchmal ins kalte Wasser zu springen und Risiken anzunehmen: „Künstliche Intelligenz“ und „Deep-Learning-Technologie“ kennt man aus der Computerspielbranche. Dass ZF auch hier keine Berührungsängste hat, belegt die Zusammenarbeit mit NVIDIA. Das System ‚ZF ProAI‘ nutzt eine NVIDIA-Rechnerplattform (DRIVE PX 2 AI), um Eingangssignale mehrerer Kameras plus Lidar-, Radar- und Ultraschallsensoren – das sind enorme Datenmengen - zu verarbeiten; es versteht in Echtzeit, was um das Fahrzeug herum passiert, lokalisiert das Fahrzeug, plant einen sicheren Fahrweg präzise voraus und funktioniert auch unter großer Hitze, Feuchtigkeit und Staub. Die Serienfertigung ist ab 2018 geplant. Zwischenzeitlich greift auch BOSCH auf das NVIDIA-System zurück.

ZF beweist FLEXIBILITÄT, SCHNELLIGKEIT und AGILITÄT im digitalisierten Umfeld.

Die Stichworte dazu lauten „Kooperationsbereitschaft mit Innovations- und Gründerkultur“ und flexible „Eco-Netzwerk“-Strategie. ZF sucht weltweit bewusst den Kontakt nicht nur zu etablierten Software-Unternehmen sondern auch zu Start-ups mit Potenzial, die mit ZF zusammenarbeiten, um das digitale Unternehmen ZF zu erschaffen. ZF hat dazu auch die ‚Zukunft Ventures GmbH‘ gegründet. Die Beteiligung an „IBEO“ , einem – wie das jüngst von INTEL für 13 Milliarden aufgekaufte israelische ehemaligen Start-up „MOBILEYE‘ – auf Lasersensoren spezialisierten Anbieter, ist ein gutes Beispiel für dieses weitsichtige Vorgehen.

SCHNELLIGKEIT

ist unverzichtbar, um auf den rasanten Wandel des technologischen Umfelds rasch reagieren zu können. Stichwort „Agilität“. Veranstaltungen wie der ‚ZF Pitch Night‘ stärken nicht nur den Kontakt und die Zusammenarbeit von ZF mit der Start-up-Szene sondern bewirken Optimismus und Bewegung in Managementkultur, Führungsstil, Prozessen und Denkweisen: 57 Unternehmen aus 15 Ländern haben das neue ZF Forum zum einem internationalen Marktplatz für Trends und innovative Ideen gemacht. Junge Gründer konnten ihre Geschäftsmodelle und Produkte präsentieren, untereinander Kontakte knüpfen und mit ZF-Entscheidern ins Gespräch kommen. Ein weiteres Beispiel für den Übergang von der traditionellen Unternehmenskultur hin zu einer softwarebasierten, dynamisch-innovativen Kultur ist die jüngste.

ZF-Investition in „Manpower“

in Indien: In Erweiterung der globalen und lokalen Entwicklungskapazitäten baut ZF in Hyderabad ihr erstes Technologiezentrum zur Software- und Applikationsentwicklung auf. Bis 2020 sollen dort insgesamt 2.500 Ingenieure für ZF tätig sein.

Dass ZF trotz des enormen Veränderungsdrucks nicht überstürzt sondern strukturiert und planvoll vorgeht und stets verantwortungsvoll handelt, das stellen Sie Herr Dr. Sommer und Ihre Mannschaft mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern täglich unter Beweis. Die FÜNF Ziele der

Strategie „ZF 2025“

belegen die Ausgewogenheit des globalen Fahrplans der kommenden Jahre, die Sie Herr Prof. Dr. Behr als AR-Vorsitzender im Bericht des Aufsichtsrats betonen:

• Nicht alles auf ein Pferd setzen
• Agil innovativ und wettbewerbsfähig
• Brückentechnologien, intelligente Mechanik und e-mobility – Strategisch und finanziell interessantes Neugeschäft im Fokus.
• Solidität in den Finanzen
• Attraktivität als Arbeitgeber

ZF hatte schon immer und wird zur Umsetzung der Strategie und Investitionen auch künftig den besonderen Spielraum haben, den die Eigentümerkonstruktion der ZF als Stiftungsbetrieb bietet, bei der ein Großteil der Gewinne im Unternehmen bleibt. Zum langfristigen Wohl der ZF, der Anteilseigner und auch der Mitarbeiter: Wir bedanken uns bei ZF dafür, dass sie für den Standort Friedrichshafen als traditionsreichem Stammsitz klare Zukunftsperspektiven vor Augen hat. Wie stark die Stadt Friedrichshafen und ZF voneinander profitieren, braucht nicht betont zu werden.

Sie können stolz auf alles bisher Geleistete sein, Herr Dr. Sommer. Wir begrüßen Ihre Vertragsverlängerung um weitere 5 Jahre ausdrücklich und gratulieren Ihnen und ZF zu dieser guten Entscheidung. ZF spielt als Automobilzulieferer und Systemanbieter global in der ersten Liga. „ZF goes digital.“

Meine Damen und Herren ich komme zum Schluss:

Die CDU-Fraktion stimmt den vorgeschlagenen Beschlusspunkten nach Maßgabe der heutigen Vorlage in vollem Umfang zu.

Wir bedanken uns bei der ZF, bei Ihnen Herr Dr. Sommer, bei Ihren Vorstandskollegen, beim Aufsichtsrat und vor allem den Mitarbeitern für die hervorragenden Leistungen. Wir wünschen ZF weiterhin alles Gute und weiterhin viel Erfolg bei Umsetzung der überzeugenden Strategie: Im mehr als herausfordernden Umbruch stark zu bleiben, um den atemberaubend schnellen Wandel aktiv und unabhängig mitzugestalten.

Vielen Dank

Für die CDU Fraktion
Achim Brotzer

Bericht zu diesem Thema: www.schwaebische.de


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