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Friedrichshafen, 19. Juni 2020

"Man kann schon den schlimmen Eindruck bekommen, dass bald nur noch die Bäume zählen und die Menschen nicht mehr" (Mirjam Hornung, CDU)

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Der Bericht aus der Schwäbischen zur jüngsten Sitzung des Ausschusses "Planen Bauen Umwelt" im Gemeinderat der Stadt Friedrichshafen spricht Bände:

Zitat:

"GRÜNER UND ÖDP-RÄTIN KRITISIEREN DIE PLÄNE FÜRS ZELTLAGER SEEMOOS

18. Juni 2020
Martin Hennings, Regionalleiter

Rechtssicherheit, besserer Lärmschutz, möglichst geringer Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet, vor allem aber der Fortbestand der traditionsreichen Zeltlager in Seemoos – mehrere Jahre lang haben Diözese, Behörden und Planer darum gerungen, all das unter einen Hut zu bringen. Das Ergebnis ist ein Bebauungsplan, den der Bauausschuss des Gemeinderats jetzt auf den Weg gebracht hat. Gegen eine grüne Stimme und die ÖDP.

Seit 1949 finden am Ufer in Seemoos Zeltlager für Kinder und Jugendliche statt, veranstaltet vom Bund der katholischen Jugend. Tausende junge Menschen aus Friedrichshafen und der ganzen Region haben auf dem gut zwei Hektar großen Grundstück der Diözese Rottenburg-Stuttgart prägende Erfahrungen gemacht und schöne Tage verlebt. Baurecht und Umweltüberlegungen blieben bei der Entwicklung der Einrichtung gelegentlich auf der Strecke, immer wieder gab es Ärger mit Nachbarn, vor allem wegen Lärmbelästigung. Kein ganzjähriger Betrieb mehr!

Seit einiger Zeit bemühen sich viele Beteiligte, das Zeltlager Seemoos auf rechtlich stabile Füße und die Weichen für eine konfliktärmere Zukunft zu stellen. So soll die Anlage künftig nur noch von Pfingsten bis zum Ende der Sommerferien betrieben werden, nicht mehr ganzjährig. Die Zahl der Kinder pro Zeltlager wird von 440 auf 300 verringert. Die bestehenden Gebäude entlang der Möwenstraße sollen abgerissen und durch neue Häuser ersetzt werden. Auch mehrere Schwedenhäuschen auf dem Grundstück werden verschwinden.

Der Plan für die neuen Häuser stammt vom Friedrichshafener Architekt Daniel Oberschelp, der für die CDU im Gemeinderat sitzt und bei der Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt am Dienstag wegen möglicher Befangenheit vom Ratstisch abgerückt ist. Die Gebäude auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern orientieren sich optisch an der Anmutung eines Zeltlagers.

Sie bieten neben Platz für Empfang und Büros unter anderem Raum für Krankenzimmer, Lager, Mülltrennung, Sanitäranlagen, Küche und Schutzräume, in die sich die Zeltlagerbewohner im Falle eine Unwetters zurückziehen können. Die Häuser werden am nördlichen Rand des Geländes stehen, möglichst weit vom sensiblen Uferbereich entfernt. Sie sind so konzipiert, dass sie als Lärmschutzpuffer für die Nachbarschaft dienen. Die Diözese wird für das Projekt fünf bis sechs Millionen Euro in die Hand nehmen. Unzufriedenheit mit Plänen wird geäußert!

Nicht alle Ausschussmitglieder wollten sich mit der Planung anfreunden. Felix Bohnacker von den Grünen kam zum Schluss, dass der Nutzen, den das Zeltlager für die Kinder- und Jugendarbeit liefere, den Schaden, der im Naturschutz angerichtet werde, nicht aufwiege. Er bemängelte, dass bei der An- und Abreise der Gäste zu wenig auf den öffentlichen Nahverkehr gesetzt werde und dass die Planung 17 statt der gesetzlich vorgeschriebenen 15 Stellplätze vorsehe.

Auch Marion Morcher (ÖDP) gab Bauchschmerzen zu Protokoll angesichts der Eingriffe ins Landschaftsschutzgebiet. Das Seeufer habe in der Vergangenheit genug gelitten. Als Beispiele nannte sie die Zeppelin-Uni am Seemooser Horn, den Uferweg vor dem MTU-Werk 2 und die Strandbäder. Länger diskutiert wurde die Tatsache, dass für die Bauarbeiten 22 Bäume gefällt werden müssen. Laut Architekt Oberschelp sind die aber nicht alle von hohem ökologischem Wert. Einige würden verpflanzt, für andere seien Neupflanzungen vorgesehen. Diesen Punkt werde man noch herausarbeiten, wenn das Thema Ende Juni im Gemeinderat diskutiert wird.

Heinz Tautkus (SPD) stellte fest, dass der vorliegende Entwurf seiner Einschätzung nach die rechtliche Lage, den Lärmschutz und die Risiken von Eingriffen ins Landschaftsschutzgebiet bestmöglich berücksichtige. Rückenwind für das Projekt gab es auch von der CDU. Das Zeltlager Seemoos leiste seit Jahrzehnten „hervorragende Kinder- und Jugendarbeit“, sagte Mirjam Hornung. Junge Menschen hätten dort die Chance, Natur und See zu erleben. Angesichts der Kritik aus dem Lager der Umweltschützer könne sie sich „nur noch vor Verwunderung die Augen reiben“. Wenn man die Debatte im Ausschuss verfolge, so Hornung, „kann man schon den Eindruck bekommen, dass nur noch die Bäume zählen in unserer Gesellschaft und die Menschen nicht mehr“.

Gegen die Stimmen von Bohnacker und Morcher sprach sich der Ausschuss für den Entwurf des Bebauungsplans. Er wird jetzt öffentlich ausgelegt und von den zuständigen Behörden geprüft, bevor endgültig abgestimmt wird."

Quelle: www.schwaebische.de

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